Ostsee > Lübecker Bucht > Travemünde

"Der Port oder Haff vor Lübeck sampt dem Blockhaus" (Zeichner unbekannt), 1604)

Leuchtturm Travemünde

Geogr. Lage: 53°57´44´´N 10°52´59´O    Standort: Am Leuchtenfeld 1
    Errichtet: 1330    Gelöscht: 30.4.1974



1226
Das wohl älteste Seezeichen an unseren Küsten, ein Hafenkreuz in Travemünde, wird 1226 in einer kaiserlichen Urkunde (Kaiser Friedrichs II.) für Lübeck erwähnt.
1316
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1338
Erste urkundliche Erwähnung eines Feuerzeichens

1320 tritt Graf Johann von Holstein die Festung Travemünde mit Bollwerk und "Leuchtturm" an die Stadt Lübeck ab.
Im ältesten vorhandenem Lübeck′schen Kämmereibuch, das die Jahre 1316 bis 1338 umfasst, steht auf S. 1080 folgende Eintragung:

(~: Der Leuchtwärter erhält jährlich eine Besoldung von 24 Schilling.)

1534
Durch holsteinische Truppen zerstört

1537
Zerstörte Leuchte wieder errichtet
1710


    ⇒   Erste Beschreibung des Feuers
1816

"Beschreibung von den Küsten an der Ostsee und dem finnischen Meerbusen", 1816

... Die Einfahrt bey Trawemünde, welche zur Richtschnur 2 Baken und einen Leuchtthurm hat, außer daß eine Tonne auf dem Riffe an Steuerbord liegt, können sich 10 bis 11 Fuß tief gehende Fahrzeuge bedienen.
Von da sind es noch 2 Meilen bis nach der Stadt Lübeck

"Plan de la Baie de Lübeck" (Hydrographe de la Marine, ... en 1811)

1820

1827
Der hölzerne Turmaufsatz mit der Galerie wurde 1827 nach einem Brand infolge Blitzschlages zerstört.
Nach der Wiederherstellung desselben bestand das Feuer aus drei Parabolen mit Argandschen Lampen.
1855
Leuchtturm erneuert

Anzündung des Leuchtfeuers
[N.f.S. No. 159
(Bekannt gemacht Bremen, den 31.10.1855)]


Travemünder Hafen
1. Das Travemünder Leuchtfeuer liegt 100 Fuß über dem Wasserspiegel und ist bei heller Luft vom Verdeck eines Schiffes etwa 16 Sm weit zu sehen.
Ein kleineres Licht senkrecht unter dem Hauptfeuer, brennt 68 Fuß über dem Wasserspiegel und ist bis auf 6 Seemeilen sichtbar.
   Beide Feuer brennen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und werden nur gelöscht, wenn im Winter vom Leuchtthurm aus längere Zeit hindurch kein offenes Wasser zu sehen ist.

2. Die in Travemünde befindliche Baake wird abgebrochen, und die bisher von derselben gegebenen Signale werden vom 1. November an vom Leuchtthurm selbst ertheilt. ...


Travemünder Hafen
[N.f.S., Lübeck, den 15. October 1855]


"Zur Ansegelung des Travemünder Hafens"
1860

"Verzeichnis der Seeleuchten oder Leuchtfeuer der Erde..."
[1860]

1865

"Seeleuchten oder Leuchtfeuer der Erde"
[Dritte Auflage, 1865]

Travemünde, an der Nordseite der Trave,
1 Seemeile unterhalb Travemünde:
2 feste F., das eine 11,3 Meter unter dem andern, das obere weiss, das untere roth.
Runder, hellgelber Thurm von 28,9 m Höhe.
Zur Bezeichnung des Fahrwassers über der Barre steht auf der Spitze der südlichen Mole eine weisse und am Strande eine rothe Bake. Die beiden Baken in Linie in rw. SW¼S. gehalten, führen nach der Nordmole.
Der gewöhnliche Wasserstand ist 4,4 Meter, jede 0,3 Meter darüber werden durch einen blauen Stander und jede 0,6 Meter durch eine blaue Flagge angedeutet.
Lage: 53°57,7´N-Br., 10°52,9´O-Lg.
Höhe über Hochwasser: 34,5 m
Sichtweite: 16 + 6 sm
Verändert: 1827
1867

Reisenotizen zu Travemünde
[Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867]

"Der Leuchtthurm zu Travemünde ist von unten auf rund ausgeführt und zeigt zwei Feuer übereinander, nämlich in 100´ Höhe über dem Wasserspiegel das sogenannte "Hauptlicht", und darunter in 68´ Höhe über dem Wasserspiegel das sogenannte "Rhedelicht". Beide Feuer senden ihr Licht nach Osten hin, auf die Rhede von Travemünde hinaus, und da somit der von dem Lichte zu erhellende Theil des Horizonts einem nur sehr kleinen Zentriwinkel entspricht, so ist eine eigentliche, aus Glas und Eisen konstruirte "Laterne" hier für überflssig erachtet und das "Hauptlicht" in einer kleinen, von massiven Wänden umschlossenen Kammer untergebracht, deren Frontwand mit breiten Fenstern durchbrochen ist.
   Das "Hauptlicht" hat ein "festes Feuer", das durch drei neben einander hängende Oellampen mit messingnen (nicht versilberten) Reverberen erzeugt und durch glatte Scheiben hindurch — also ohne Fresnel´sche Linsen — ausgesendet wird; dieses "Hauptlicht" ist 16 Seemeilen = ca. 4 deutsche Meilen (nach anderen Angaben 6 deutsche Meilen) weit sichtbar.
   Das "Rhedelicht" zeigt ebenfalls ein "festes", nur für die auf der Rhede liegenden Schiffe bestimmtes Feuer, das durch eine einzige, mit einem Reverber versehene Oellampe gebildet wird, die in dem Rundbogenfenster über einer Balkonthür aufgestellt wird und 6 Seemeilen (=ca. 1½ deutsche Meilen) weit sichtbar ist. ..."

1870
Deutsch-französischer Krieg 1870 — 1871

1876

Sichtbarkeit der Feuer
[NfS. 761 v. 25.11.1876]

Nach Mittheilung des Senats der freien und Hansestadt Lübeck, d.d. 17. November d. J., ist das weisse feste Hauptfeuer mit 3 parabolischen Spiegeln zu Travemünde über einen Bogen von 105° sichtbar, und zwar 16 Seem. weit, zwischen den Peilungen S7°W über West bis N68°W. Die Achse des mittleren Spiegels liegt in der Richtung N60°O, diejenige des nördlichen Seitenspiegels in N39½°O und diejenige des südlichen Seitenspiegels in N78¼O.
   Das untere in demselben Thurme befindliche weisse feste Feuer mit einem Spiegel ist 6 Seem. weit über einen Bogen von 104° sichtbar, und zwar zwischen den Peilungen S/½W über West bis N68½W. Die Achse des Spiegels liegt in der Richtung N60°O, innerhalb 13° nach jeder Seite dieser Achse ist das Feuer am intensivsten.
1878

Beschreibung des Leuchtturmes
["Die Schiffahrtszeichen an der deutschen Küste", 1878]

Travemünde, an der Mündung der Trave auf dem linken Ufer
Lage: 53°57´44´´N-Br., 10°52´59´´O-Lg.
Lichterscheinung:
1. Ein weisses festes Licht beleuchtet 105° des Horizonts von NzO über O. bis OSO; größte Lichtstärke im Sektor der Spiegelachsen zwischen NOzN und OzN.

2. Das sogenannte Rhedelicht, 9,68 m unter dem Hauptlicht in demselben Thurm. Zeigt an, dass man sich dem Brodtner Riff und dem Strande nähert. Beleuchtet den Horizont wie 1., am stärksten den mittleren Sektor von 26°.
Beschreibung des Leuchtapparates: 3 parabolische Spiegel mit 40 cm vorderer Oeffnung und 17 cm Tiefe; der mittlere Spiegel mit 2 Dochten von 39 und 16 mm Durchmesser; die beiden Seitenspiegel mit je einem Dochte von 22 mm Durchmesser. 1 Hohlspiegel mit 16½ cm vorderer Oeffnung und 3 cm Tiefe, mit einem Dochte von 23 mm Durchmesser.
Art des Erleuchtungsmaterials: Rüböl
Höhe der Flamme über HW: (1.) 30,68 + (2.) 21,0 m
Höhe der Flamme über dem Eb: (1.) 27,8 + (2.) 18 m
Sichtweite: (1.) 16 + (2.) 6 sm
Höhe des Leuchtfeuergebäudes: 31,52 m Beschreibung des Leuchtfeuergebäudes:
Cylindrischer Thurm aus Backsteinen, mit hellgrauem Oelfarbeanstrich, unten 6,6 m, oben 5,33 m Durchmesser, Kuppel unangestrichen, mit Zink gedeckt. Daneben einstöckiges Wärterhaus, weiß getünscht mit rothem Dach, davor grosse Linde.
Bedienung des Feuers: 1 Wärter
Feuer errichtet: (1534) 1839, verändert: 1826

Sonstige Bemerkungen: Das Feuer brennt das ganze Jahr allnächtlich, mit Ausnahme der Zeit, wenn wegen Eises vom Leuchtthurm aus kein offenes Wasser zu sehen ist.
Lootsen-Station. Rettungsstation (Boot und Raketen-Apparat, Eigenthum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
1903
Feuer elektrifiziert, Reedefeuer beseitigt

Feuer geändert
[NfS. Nr.1372 v. 4.7.1903]

Die Baudeputation in Lübeck hat unter dem 29.Juni d.J. folgende Bekanntmachung erlassen:
Vom 2. Juli d.J. wird das neue elektrische Feuer des Travemünder Leuchtturms in Wirksamkeit treten und gleichzeitig die bisherige Beleuchtung dieses Leuchturmes, bestehend aus einem oberen weißen, festen Feuer (Hauptfeuer) und einem unteren weißen, festen Feuer (Reedelicht) eingestellt werden.
   Das neue elektrische Feuer befindet sich in der gleichen Höhe wie das alte Hauptfeuer. Dasselbe zeigt von See aus im mittleren Sektor in den Peilungen von 225° (SW) bis 249° ein weißes festes Feuer; in dem Seitensektor an der W-Seite (Holsteinische Küste) von 195,5° bis 225° ein weißes Blitzfeuer mit Einzelblitzen von je 1sek Dauer, die durch Pausen von 1sek getrennt sind und in dem Seitensektor an der O-Seite (Mecklenburgische Küste) von 249° über W bis 278,5° ein weißes Gruppenblitzfeuer, das eine Gruppe von 2 Blitzen von je 1sek Dauer zeigt. Die Verdunkelung zwischen den Blitzen beträgt 1sek, zwischen den Gruppen 31sek.
   Die Grenzen der Sichtbarkeit des neuen elektrischen Feuers von See aus sind dieselben, wie die des alten Hauptfeuuers, da es an der O-Seite von dem hohen Lande bei Schwansee und Klütz und an der W-Seite von dem Brodtner Ufer verdeckt wird.
1912

Travemünde (Nr. 818), 320 m vom Strande, am W-Ufer der Trave
Geogr. Lage: 53°57´44´´N 10°52´59´O
Kennung: F. & Blz. & Blz.Grp. von 2 Blitzen (El.)
Höhe des Feuers über Mittelwasser: 30,8 m
Höhe des Turmes über Erdboden: 31,9 m
Angaben: Grauroter, runder, nach oben sich verjüngender Turm mit flacher Kuppe.
Bei Nebel oder unsichtigem Wetter: Zunächst versuchsweise Signale mit einer Dampfsirene von einem Schleppdampfer, der bei der roten Spierentonne mit Ball auf der Reede stationiert ist, und zwar Gruppen von 2 kurz aufeinanderfolgenden Tönen in Zwischenräumen von je 3m.

Reichs-Marine-Amt Berlin 1912

1946

Signalstelle eingegangen
[W-A. Lübeck, 5.VII. 1946 [8511];
NfS. 895 v. 13.7.1946]

Geogr. Lage: 53°58´N 10°53´53´O
Angaben: Der 7 m hohe Mast mit Rahe auf der Kuppel des Leuchtturms Travemünde ist entfernt.
Warnsignale gem. SWO. §21 werden an der Signalstelle in der Nähe der Nordermole gezeigt.
1972
Neubau des Hotels "Maritim" verdeckt Leuchtfeuer, Ersatzfeuer angezündet

Travemünde-Feuer versetzt und geändert
(Nr. 04050)
[NfS. 761 v. 25.11.1876]

Neue geogr. Lage: 53°57´44,35´´N 10°53´04,58´´O, auf dem Radarmast, etwa 1,5 Kblg O-lich vom bisherigen Ort.
Karteneintragung: Blk. w/r. 8 s 14/12 sm.
Feuerhöhe über Wasser: 23 m
Tragweite: Weiß 15 sm
Feuerträger: 21 m hoher Gittermast mit Radarantenne, beim Fuß der N-Mole.

Leuchtfeuer am Abend des 7. April 1972 für immer gelöscht
1974

Inbetriebnahme des Travemünde-Feuers vorgesehen
[N.f.S. Nr. 339 (P) v. 26.01.1974)]

Zeit der Ausführung: Im März 1974
a) Travemünde-Feuer wird angezündet. ...
b) Feuer wird gelöscht ...
Angaben: Mit der Inbetriebnahme des Feuers zu a) wird das Feuer (alter Leuchtturm) gelöscht.
Höchstes Leuchtfeuer Deutschlands in Betrieb genommen

Inbetriebnahme des Travemünde-Feuers
[N.f.S. Nr. 1439 v. 27.04.1974;
(W.S.A. Lübeck, 22.IV.1974)]

a) Travemünde-Feuer angezündet.
Geogr. Lage: 53°57´49,33´´N 10°52´58,60´´O, auf einem Hochhaus
Karteneintragung: Blz. w/r. 4s 19/15 sm 114 m
Feuerhöhe über Wasser: 114 m
Feuerträger: 116 m hohes Hochhaus.

b) Feuer gelöscht
Geogr. Lage: Ungf. 53°57,7´N 10°53,1´O, auf dem Radarmast
Angaben: Das Feuer ist zu streichen.


Der alte Leuchtturm ist als technisches Kulturdenkmal in die Denkmaliste für Lübeck / Travemünde unter der Nr. 1119 eingetragen.



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